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Sensationscoup bei den Lions. Nach der Interimsphase unter Co-Trainer Roy Gordon kann der Hull Town Football Club einen neuen Teamchef präsentieren. Wen die unbezähmbaren Löwen aus dem englischen Nordosten da jedoch bei der Pressekonferenz auf dem Podium sitzen haben, das verschlug den anwesenden Journalisten dann doch den Atem. Der Tabellenletzte der Third Division konnte heute niemand geringeren als den ehemaligen Meistertrainer Kai Kohlenberger als neuen Mannschaftsverantwortlichen vorstellen. Kohlenberger, der seine Trainerkarriere im September 2002 beim damaligen Tabellenletzten der italienischen Serie B, ZB Pistoiese. Was zunächst als Feuerwehrmannaktion begann, entwickelte sich zur wahren Erfolgsgeschichte. Kohlenberger schaffte nicht nur den Klassenerhalt mit dem italienischen Provinzklub, er führte den Verein in insgesamt neun erfolgreichen Jahren zum Aufstieg und in einem sensationellen Jahr vorbei an den Topklubs aus Rom, Mailand und Turin bis zum Gewinn des Scudettos. Nach unterschiedlichen Auffassungen über die Zukunft ZB`s verlies der Erfolgscoach nach fast einer Dekade Italien in Richtung FV Aarhus. Nach einem durchwachsenen Jahr wählte Kohlenberger den freiwilligen sportlichen Abstieg, um aus familiären Gründen in Deutschland anzuheuern. Nach einem knappen Jahr in Lübeck trat Kohlenberger zurück und nahm sich eine Auszeit nach elf Jahren im Trainergeschäft. Ein Abschied für immer? Nein! Jetzt platzte die Bombe, Kohlenberger ist zurück! Im Klubmagazin "The Lion`s Den" erläuterte Kohlenberger seine Auszeit und die überraschende Rückkehr.

"Für mich gab es niemals einen Zweifel, dass ich irgendwann wieder als Teamchef zu AO zurückkehren werde. Nach meiner langen Zeit in Pistoia und dem anschließenden doppelten Tapetenwechsel innerhalb zwei Jahren benötigte ich einfach eine Auszeit. Ich hatte immer wieder Anfragen, bis zuletzt auch von Topklubs wie beispielsweise aus Moskau. Als dann aber mein absoluter englischer Lieblingsklub, die Hull Town Lions auf Trainersuche waren und mich eher zufällig über einen Bekannten ansprachen, brauchte ich nicht lange nachzudenken. Das hier ist eine echte Herzensangelegenheit. Ich weiß, dass der Weg schwer wird und es in Anbetracht der Tatsache, dass York Town bereits sechs Punkte weg ist, gilt es im Prinzip bis Saisonende nur, den einen rettenden Platz von den vier unteren zu erreichen. Das wird schwer, aber nicht unmöglich. Wir haben unter meinem Vorgänger etliche Leihspieler verpflichtet, die zwar Qualität haben, aber uns perspektivisch nicht weiterbringen. Ich werde in der kommenden Saison auf Leihspieler komplett verzichten, um nachhaltige Kaderplanung betreiben zu können. Wenn ein Abstieg damit einher geht, dann müssen wir das eben so hinnehmen. Langfristig wird der Verein davon profitieren. Natürlich wollen wir die Rückrunde aber dazu nutzen, um den Klassenerhalt doch realisieren zu können. Ich werde den Kader analysieren und noch einige Veränderungen vornehmen, bevor wir uns voll und ganz auf die verbleibenden Spiele konzentrieren. Ich freue mich darauf, wieder am Samstag im Stadion zu sitzen und unter der Woche meine Jungs über den Platz zu scheuchen. Das hat gefehlt, ich brenne wieder und hoffe, dass ganz Hull uns bei unserem Vorhaben unterstützen wird. Danke!"

Die Begeisterung über die Verpflichtung des neuen Teamchefs wich schnell der Ernüchterung. Am Samstag mussten die Lions auswärts bei Criwe Alexandra antreten. Hull begann mit einem 4-3-3 System, um von Beginn an zu zeigen, dass man hier etwas mitnehmen möchte. Vermeintlich auf dem Papier ein Duell auf Augenhöhe, entwickelte sich zunächst ein ausgeglichenes Spiel. Gerade in der zweiten Halbzeit merkte man bei Hull aber die Verunsicherung der letzten Wochen, während Criwe nun zielstrebig nach vorne spielte und mit zwei Treffern belohnt wurde. Mit leeren Händen musste man daher den Gang nach Hause antreten. Als dann auch noch bekannt wurde, dass die Blackburn Ramblers als direkter Konkurrent auswärts überraschend dreifach punkten konnten, war die Stimmung endgültig am Boden. Der Teamchef zog die Konsequenz und warf insgesamt fünf Spieler aus dem Kader. Ab sofort nicht mehr zum Kader der Hull Town Lions gehören Schlussmann Li Sang sowie die Feldspieler Robin Wreck, Roddy Breed, Iannos Neokritos und Gavin Poole. Der Teamchef äußerte sich hierzu wie folgt:

"Natürlich sind wir enttäuscht, haben einen Punkt oder mehr mit unserem Auftreten vor allem in der zweiten Hälfte aber nicht verdient. Es kann nicht sein, dass ein Spieler wie Chris Mayfield, der auf dem Papier schwächer ist wie jeder einzelne meiner Spieler, der Mann des Tages wird mit einem Tor und einer Vorlage. Die Jungs von Criwe haben heute gezeigt, dass sie wissen, was Abstiegskampf heißt. Das kann ich von meiner Mannschaft leider nicht behaupten. Das gilt vor allem für die fünf Spieler, die von mir in dieser Woche entlassen wurden. Wer die Einstellung hier nicht mitbringt, ist in Hull fehl am Platze. Und das werden personell nicht die letzten Veränderungen sein, soviel kann ich bereits ankündigen."

Abseits des Platzes gab es aber auch Positives zu berichten. So konnte Teamchef Kohlenberger seine langjährigen Verbindungen nutzen und mit Tobias Streller von Coventry Town eine Kooperation zwischen beiden Vereinen vereinbaren. Mit dem linken Flügelflitzer Mato Hasan spielt bereits ein Leihspieler bei Hull, in Zukunft könnte dies nicht der einzige Spieler des Premier League Klubs sein, der in Hull Spielpraxis sammeln wird. Kohlenberger hierzu:

"Ich freue mich sehr über die Kooperation mit Tobi. Davon können beide Vereine im Grunde nur profitieren. Wir haben einen starken Partner an unserer Seite, der wiederum uns als Plattform für seine jungen Spieler nutzen kann. Tobi weiß ganz genau, wie schwer es ist, aus den unteren Ligen nach oben zu kommen. Das hilft uns natürlich, wenn einer genau um die Probleme und Schwierigkeiten weiß. Wie genau die Kooperation aussehen wird, darüber werden wir in den kommenden Wochen noch sprechen. In jedem Fall freut es mich, dadurch auch wieder Kontakt zu einem langjährigen Managerkollegen aufgenommen zu haben. Überhaupt wurde ich hier von Managern wie Dennis Endres, aber auch hier in England mit Tobi, Robert Schlesinger oder Simon Beisel toll emfangen worden und kann mich jetzt schon für das Entgegenkommen bei dem ein oder anderen Transfer bedanken. Aber dazu kommen wir im Laufe der Woche noch."

Es ist also trotz der bitteren Niederlage noch einiges zu erwarten, man merkt dem Teamchef an, in Hull alles in Bewegung setzen zu wollen, um den fast sicheren Abstieg doch noch zu vermeiden. Sind wir gespannt, was da noch kommt.

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