l Campioni, I Leoni Volante
Es stand zwar schon einige Spieltage vor Schluß fest, dass unsere geflügelten Löwen ihre erste Meisterschaft in der Serie A gewinnen würden, aber den Scudetto dann tatsächlich in den Händen zu halten und mit den Fans in der ganzen Stadt zu feiern, ist schon ein besonderes Feeling. Die Fans, das Team, die Betreuer - alle feierten zusammen auf der Piazza San Marco eine riesige Fete, um dieses erstmalige, aber hoffentlich nicht letzte Ereignis dieser Art zusammen zu würdigen. Alle waren total aus dem Häuschen als Kapitän Jon Sevolainen den Lohn für ihre jahrelange harte Arbeit in die Höhe reckte. Einige der feiernden Tifosi sind aus Freude versehentlich beim Springen abgerutscht und ins anliegende Kanalwasser gefallen - ihnen war es egal, denn damit lösten sie unfreiwillig einen Sprungwettbewerb aus, sodass ihnen vieler ihrer Freunde ins kühle Nass folgten. An die Langweiler: Ernsthaft verletzt hat sich dabei niemand. Weder Tier noch Mensch. Die beiden Cojayas, Manager in Personalunion seit 2010 in Venedig, mussten auch dran glauben. Nach mehreren Bier- und Weinduschen, wurden beide von ihren Spielern freudig an den Rand der Piazza getragen und 3-2-1 ins Wasser geworfen - der Alkohol abgewaschen, nun aber müffelnd, ging es halbnass ins Rathaus zum obligatorischen Eintrag ins goldene Buch der Stadt. Abends und nachts wurde natürlich weitergefeiert, Details dazu wurden bislang noch nicht publik, man kann aber davon ausgehen, dass es feucht und fröhlich wurde. Für viele Spieler war es der erste wichtige Titel und dann auch noch in der stärksten und ausgeglichensten Liga im AO-Universum. Die Erwartungen steigen, folgerichtig muss mit diesem Hintergrund nächste Saison der Titel in der Champions League her, denn alles andere wäre wohl eine herbe Enttäuschung.
Saisonrückblick
Mit den Champions League Qualifikationsspielen auf dem Buckel fing die Saison gleich mit viel Tempo und Druck an. Dennoch startete man in der Liga mit 4 Siegen und einem Remis erwartungsgemäß. Auch alle Qualifikationsspiele konnten zwar nicht souverän, aber dennoch ohne großartige Probleme allesamt gewonnen werden, wobei man es mit den Meistern aus Andorra und dann Niederlanden durchaus hätte schlimmer treffen können - zumindest was die Auslosung angeht. Somit wurde die allererste Teilnahme an der Champions League erreicht. Der erste Höhepunkt der Saison!
Die Euphorie hielt nicht lange an, denn bereits 10 Tage später im darauffolgenden Ligaspiel, musste man sich zum ersten Mal geschlagen geben und das auch noch gegen ein sonst wankelmütiges Ancona. Schlechte Vorzeichen vor dem ersten Champions League Spiel gegen den belgischen Krösus Hausden-Zolder. Das auch prompt mit 2 - 0 auswärts verloren ging. Vielleicht wäre mehr drin gewesen, wenn sich Sevolainen nicht bereits in Minute 8. verletzt hätte, aber mit Eventualitäten mochte sich Knataoia nicht aufhalten - verdienter Sieg für die Belgier, Mund abputzen und weiter! Doch es folgte kurze Zeit später der nächste Tiefschlag! Zwar war Sevolainen wieder im Boot, doch gegen CS Mailand unterlag man erneut auswärts verdient mit 0 - 1. Sicherlich der absolute Tiefpunkt dieser Saison! Platz 5 und 4 Punkte Rückstand auf die Spitze am 7. Spieltag.
Man beendete den September doch noch erfolgreich mit zwei Siegen in der Serie A, einem in der Champions League und einem Kantersieg in der Coppa. Was danach aber folgte war aber ein Oktober wie er nicht goldener hätte sein können! Zunächst wurden jeweils auswärts Pistoia und das große Virginia mit jeweils 0 - 3 abgewatscht! Eine wohl einmalige Geschichte, denn beide Klubs sind sonst Defensiv eine Macht. Pistoia mit 24 und Virginia mit 29 Gegentoren am Ende der Saison. Somit konnte man am 10. Spieltag bereits die Führung in der Liga übernehmen. Und diese Führung wurde bis zum Schluß nicht mehr abgegeben.
Bis zum Ende der Hinrunde wurden alle verbleibenden 7 Ligaspiele gewonnen, sodass man nun 10 Serie A Spiele hintereinander siegreich gestalten konnte. Resultat: Platz 1 mit 43 Punkten und 6 Punkte auf das zweitplatzierte große Cosenza. Zwischendurch musste man sich im Pokal gegen den Zweitligisten Cremonese geschlagen geben. Die hohe Dreifachbelastung und daraus folgende Rotation war wohl der Hauptgrund dafür, dennoch muss man zugeben, dass Cremonese das gut ausgenutzt hat und souverän mit 2 - 0 nach Hause schaukelte. Vielleicht war es auch diese kleine Befreiung, die dem Team half in der Liga alles zu geben und sich mit 10 Punkten in der Champions League gegen das geschichtsträchtige und große 1860 München durchzusetzen. Platz 2 hinter das sehr formstarke und exzellente Hausden-Zolder war ein riesiger Erfolg. Die Knataoias konnten sich zur Winterpause erstmals kurz zurücklehnen - man war auf dem richtigen Weg.
Die Rückrunde war nun weniger spektakulär. Zwar sammelte man nun weniger Punkte, dennoch hat man bis zum letzten Spieltag keine Niederlage zugelassen. Nur in der Champions League musste man gleich im Achtelfinale gegen das souveräne Team vom FV Porto die Segel streichen. Leider wurden unsere Jungs da zweimal auf dem falschen Fuß erwischt - beim zweiten Mal sogar mit einer langwierigen Verletzung des Superstarts Valencia. Sehr, sehr bitter und sicher ein Moment in dem der restliche Verlauf in der Meisterschaft unklar am seidenen Faden hing. Auch der Weggang unserer Nummer 10 der Herzen Grdzelishvili nach Andria war nicht unbedingt zuträglich. Zusammen mit der Leihe von Bragaghio nach Portugal dünnte den Kader vor allem im Mittelfeld extrem aus. Trotzdem brannte nichts mehr an und man konnte trotz der Niederlage am letzten Spieltag gegen Udine satte 81 Punkte und immerhin noch 12 Punkte Vorsprung übers Ziel bringen.
Desweiteren konnten mit Vit Mirda und Albert van Rooijen zwei alternde Stars abgegeben werden und im Gegenzug mit Pedercini und Gondulfo zwei vielversprechende italienische Talente gefördert werden. Sicher war das so nicht geplant, gerade Albert van Rooijen hat extrem gute und seltene Anlagen, die über Jahre den Erfolg brachten. In Schnelligkeit und Zweikampf war ihm nie was vorzumachen und auch sein Kopfballspiel war überdurchschnittlich. Der niederländische Nationalspieler ist somit bis auf Weiteres unersetzlich und hinterlässt eine große Lücke, die in der neuen Saison noch gefüllt werden muss. Auch Vit Mirda ist mit seinen Standardkünsten ein Ausnahmekünstler, ohne dessen Hilfe die letzten großen Erfolge nicht möglich gewesen wären. Dass er nach Rom wechselt, das nächste Saison ebenfalls im Oberhaus spielt, könnte sich nächste Saison rächen.
Saisonfazit
Der Scudetto war sicher nicht eingeplant diese Saison, aber bereits letzte Saison griff man nach diesem Titel. Im Schlußspurt musste man sich damals Cosenza und Virginia geschlagen geben. Ausschlaggebend damals die Niederlage im 6-Punkte Spiel gegen Cosenza am vorletzten Spieltag. So musste man sich mit dem 3. Platz begnügen, was allerdings bis dato schon das beste Ergebnis des Vereins in seiner Historie war. Man könnte meinen, dass es diese Saison folgerichtig war, aber so ein Meistertitel ist in so einer hochwertigen ersten Liga wie in Italien einfach nie geschenkt. Umso stolzer ist man diese Saison auf diesen Titel - eine Wiederholung erscheint utopisch, denn zum Einen ist die Saison einfach gut gelaufen und zum Anderen hat die Konkurrenz viele Punkte liegen lassen. Beides wird sicher in der Form nächste Saison nicht eintreffen. Soviel Realismus muss sein.
In der Coppa war das Resultat einfach nur enttäuschend. Das darf so nicht wieder passieren. Knataoia hat hier sicher weitergelernt und wird daraus seine Schlüsse ziehen. Seit dem Sieg in der Coppa Italia 2021 gab es nur Enttäuschungen in diesem Wettbewerb. Das gibt dem Management zu denken.
International war es eine erfolgreiche Saison. Dennoch hat man sich im Achtelfinale einfach mehr ausgerechnet. Wenigstens einen Sieg hätte man sich da erhofft, um sich weitere Prämien zu sichern. So wurde man mit leeren Händen nach Hause geschickt und im Vergleich zu den Prämien durch das Erreichen des AOFA-Cup-Halbfinals im Jahr zuvor, war auch dies enttäuschend. Zusammengefasst: sportlich erfolgreich, finanziell enttäuschend. Insgesamt ist man aber auch von den italienischen Mitstreitern international sehr enttäuscht. Man ist sich bewusst, dass man auch mal Pech haben kann, aber dass es kein Team überhaupt in die 3. Runde des AOFA-Cups geschafft hat, ist eine absolute Katastrophe für die gewachsenen Ansprüche Italiens.
Der Kader in Venedig altert immer weiter und das macht dem Management etwas Angst für die Zukunft. Man ist hin- und hergerissen zwischen dem schnellen Erfolg und dem langfristigen. Der Abgang von 3 unumstrittenen Stammspielern in der Rückrunde war ein wichtiger Schritt, der aber auch Risiken birgt. Knataoia ist gut beraten wieder in den Kader zu investieren, denn mit dem aktuellen Kader werden die letzten Erfolge sicher nicht wieder errungen. Man darf also gespannt sein.