• Eine lange Sommerpause neigt sich dem Ende zu. Der Rasen auf dem Trainingsplatz von Mulde FK strahlt saftig grün, die Spieler machen für den Außenstehenden einen fitten Eindruck.

    Aftenposten: Herr Förster, letzte Woche einen Tag der offenen Tür, gestern ein mannschaftsinternes Essen beim hiesigen Italiener. Die Stimmung kann ja kaum besser sein.

    P.Förster: Ja, im Augenblick scheint die Stimmung gut zu sein, aber wir alle wissen, dass sich dies nach ein, zwei schlechten Spielen sofort ändern kann. Erst tragen dich die Fans und Spieler auf den Schultern, um dich dann im nächsten Augenblick über die Klippe zu werfen. Und von Klippen gibt es hier in Norwegen genug, man sollte Fußballvereine in Städten mit Fjorden verbieten.

    AP: Wie ist denn die Sommerpause verlaufen? Für Sie als Manager dürfte dies ja eine der stressigeren Perioden im Jahr sein.

    PF: Da haben Sie nicht unrecht. Zum einen muss ich, aber auch mein ganzes Mitarbeiterteam, ohne dem geht es nicht, eine Bestandsaufnahme machen. Wie war die Mannschaft im letzten Jahr? Wer hat überzeugt, wer nicht. Wer aus den Nachwuchsmannschaften hat es verdient, sich bei den Profis zu beweisen? Was macht das Stadion? Wie wollen wir den ganzen Bums finanzieren? Das sind alles Themen, die wir angehen müssen.

    AP: Fangen wir mit den kleineren Themen an: Stadion und Finanzen, welche Entscheidungen wurden getroffen?

    PF: Diese Themen kann man nicht getrennt von der Mannschaft betrachten. Jeden Euro können wir leider nur einmal investieren, wir sind ja keine Bank. Daher mussten wir uns im Team klar werden: Wollen wir in Beine oder in Steine investieren. Auf Grund der Altersstruktur des Teams war hier die Antwort aber relativ einfach. Im Bereich des Stadions und der Infrastruktur wird in dieser Saison nur das nötigste getan.

    AP: Was bei der Kaderzusammenstellung auffällt: Sie haben sehr viele Spieler aus dem Nachwuchsbereich hochgezogen. War finanziell nicht mehr drin?

    PF: Halt, halt. Gegen diesen Vorwurf verwehre ich mich. Wir haben die Spieler nicht hochgezogen, weil wir "Füllmasse" brauchen. Nein. Sie dürfen nicht vergessen, unsere 2te Mannschaft wurde im letzten Jahr Meister, da haben es einige Spieler also sportlich verdient, sich bei den Profis zu beweisen. Daher haben wir uns entschieden, vier Spielern, Alansen, Foss, Mjelde und Ottosen, die Chance zu geben, ihre ersten Sporen zu verdienen. Wissen Sie, wenn man so viel Geld wie wir in die Nachwuchsförderung steckt, dann macht man das nicht, um Negativzinsen zu vermeiden.

    AP: Okay, verstanden. Aber nicht nur intern haben Sie sich verstärkt, sondern auch einige kostenspielige Transfers getätigt. Für Jonas Tollefsen und Mo McMansen wurde viel Geld gezahlt, zu viel, wie einige Experten sagen.

    PF: Ach, diese Experten. Glauben, nur weil sie einmal bei Anstoß 3 Meister wurden, dass sie nun das Fußballgeschäft verstanden hätten. Ja, wir haben uns beide Spieler etwas kosten lassen, aber nur, weil wir glauben, in Zukunft dies nicht nur auf dem Feld zurückbezahlt zu bekommen. Beide Spieler sind auch noch recht jung, so dass wir da einiges an Entwicklungspotential sehen. Ich denke nicht, dass wir hier zu viel gezahlt haben. Und Sie dürfen auch nicht vergessen, dass beide Spieler auch in ein gesünderes Gehaltsgefüge passen. Ich erwarte in den kommenden Jahren eine deutliche Reduktion im Bereich der fixen Kosten, und dies ist eben nur dadurch zu erreichen, dass man das Risiko mit jüngeren Spielern eingeht.

    AP: Auf der Verkaufsseite taucht Svein Tore Franksen auf. Dieser wurde nach Coimbra abgegeben.

    PF: Ja, genau. Eigentlich ein Spieler, der auch voll in unsere Philosophie passt, aber dennoch muss man auch die finanziellen Zwänge beachten. Um nochmal auf dem Transfermarkt aktiv werden zu können, sind wir auf Verkäufe angewiesen. Daher muss man immer wieder abwägen, was nun in der jeweiligen Situation sinnvoller ist: Den Spieler halten, oder ein gutes Angebot annehmen. Und bei Franksen war halt zweiteres zu verlockend.

    AP: Also können wir davon ausgehen, dass Sie noch mal auf dem Transfermarkt zuschlagen werden?
    PF: Wie sang mal ein berühmter Barde: Lass dich überraschen....

    AP: Kommen wir zum sportlichen: Wo sehen Sie den Mulde FK in der kommenden Saison?

    PF: Der 9te Platz aus der letzten Saison war natürlich sensationell. Ich denke, wenn wir dieses Jahr diesen bestätigen können, hätten wir eine gute Saison gespielt. Auf dem Papier ist unsere Mannschaft stärker als im letzten Jahr, aber wir alle wissen, dass dies hier kein Computer Spiel ist, wo nur Statistiken ausschlaggebend sind. Grau ist alle Theorie, wichtig is auf dem Platz.

    AP: Wen sehen Sie als kommenden Meister?

    PF: Ich sehe wieder zwei Vereine vorne. Als amtierender Meister ist Odd Granland nicht nur der Gejagte sondern auch ein Titelanwärter. Und klar, der Vizemeister, Stert Kristiansand, wird alles daran setzen, um die Schale zu holen. Mit dem Transfer von Winter hat Maik Klaar auch ein Statement gesetzt. Man verpflichtet nicht so einen Spieler, um am Ende der Saison Platz 4-8 zu erreichen.

    AP: Auf welche Überraschungen können wir uns einstellen?

    PF: Ich denke, Stromsgodset mit dem Manager Fabian Schilder wird eine sehr gute Rolle spielen. 85 Punkte sind eine Ansage, die Mannschaft ist talentiert und jung. Ich denke, sie werden keine Probleme haben, die Klasse zu halten. Auch Reufoss wird wohl den Abstiegskampf verlassen. Dafür waren sie zu aktiv auf dem Transfermarkt.

    AP: Das klingt nach einer spannenden Saison.

    PF: Ich denke auch, die Fans können sich auf eine spannende Saison freuen. Ich drücke Granland, Kristiansand und Valarenga alles gute auf ihren Reisen durch Europa. Meinen Managerkollegen wünsche ich alles Gute, aber wenig Punkte.

    AP: Vielen Dank für Ihre Zeit.

  • AP: Herr Förster, lange nichts mehr gehört von Ihnen, kann es sein, dass Sie die freie Presse nicht mögen?

    PF: Dagegen wehre ich mich entschieden. Nein, die Arbeit der Presse benötigen wir, und zwar nicht nur als bloße Berichtserstatter, sondern als Finger in der Wunde.

    AP: Warum haben Sie dann bis jetzt sämtliche Interviewanfragen abgeblockt? Ihr letztes Interview war zu Saisonbeginn.

    PF: Das hatte lediglich operative Gründe. Ich habe gegen Ende letzter Saison das Amt hier in Molde übernommen. Und glauben Sie mir, ich habe einen Scherbenhaufen übernommen, da wäre die Brandsanierung das einzig sinnvolle gewesen. Daher war ich eingespannt, die Prozesse in diesem Verein zu überarbeiten, denn wenn ich ein Amt übernehme, dann richtig.

    AP: Können Sie uns Einblick geben, in Ihre tägliche Arbeit?

    PF: Gerne. Nach dem Amtsantritt hat mein Team entscheidende Stellschrauben gedreht. Mit Ingebrigtsen haben wir einen Wandel in der Transferpolitik eingeleitet. Unsere Mannschaft galt als zusammengekaufter Söldnerhaufen aus aller Herren Ländern. Die Spieler kamen und gingen. Wissen Sie wie viele Fans sich Trikots mit Spielerflock geholt haben? Kaum jemand, denn meist waren die Spieler wieder weg, bevor der Kleber getrocknet war. Daher haben wir uns nun entschieden, den Anteil norwegischer Spieler stark zu erhöhen, und wo immer es geht, auf Spieler aus dem eigenen Nachwuchs zu setzen.

    AP: Das heißt, Ziel ist es, eine gesamte Mannschaft aus Norwegern zu haben?

    PF: Nein, nein. Wenn wir auf einer Position einen Spieler benötigen, und wir haben mehrere Kandidaten, die leistungstechnisch auf einem Level sind, wird der Norweger bevorzugt, das ja. Aber klar ist auch: Es muss alles finanziell Sinn machen. Wir zahlen keine halbe Millionen mehr, nur um den Anteil norwegischer Spieler nach oben zu bekommen.

    AP: Im Sommertransferfenster wurden vier Spieler verpflichtet, Tollefsen mit 23 Jahren war hier der Senior. Heißt es nun, Jugend forscht?

    PF: Naja, zwangsläufig. Wir haben einfach nicht das finanzielle Polster, um erfahrenere Spieler zu verpflichten. Daher haben wir mit dem Trainerteam entschieden, dass wir nun vermehrt auf junge, entwicklungsfähige Spieler setzen wollen. Klar ist auch, dass wir diese auch weiter verkaufen müssen und wollen, um in andere Spähren vorstoßen zu können.

    AP: Und mit dieser Politik ist das Trainerteam einverstanden? Man hört, einige Ihrer Spieler haben Begehrlichkeiten bei anderen Managern geweckt.

    PF: Zu allererst ist dies natürlich ein Beweis dafür, dass unser Weg nicht ganz falsch sein kann. Und Begehrlichkeiten der Konkurrenz sind ein Verdienst unseres Trainerteams. Natürlich sind die Trainer nicht begeistert, sollten wir Jahr für Jahr Stammspieler abgeben, aber klar ist auch, dass der gesamte Verein diese Strategie mittragen muss. Auf der anderen Seite bedeutet dies natürlich auch, dass das Trainerteam ihre Idee des Fußballs in einem deutlich ruhigeren Umfeld der Mannschaft beibringen kann. Fehlend Resultate führen hier, zumindest vereinsintern, nicht zu den immerwährenden Trainerdiskussionen, wie man sie von Spitzenteams kennt.

    AP: Ein Spieler, der besondere Begehrlichkeiten geweckt hat, ist der 19jährige Johann Vogel. Wann erliegen Sie den Verlockungen des Geldes und lassen ihn ziehen?

    PF: Ja, Johann steht zu Recht auf einigen Zetteln europäischer Vereine. Aber wir sind mit dem Spieler im Einklang, dass ein Wechsel zu diesem Zeitpunkt der Karriere viel zu früh kommt. Wir haben Angebote auf dem Tisch, als Manager müsste ich diese sofort annehmen. Aber als jemand, der auch im Blick haben muss, was gut für den Spieler ist, muss ich sagen, dass Johann erstmal im professionellen Fußball ankommen muss. Schauen Sie sich nur seine ersten Einsätze an. Nach den Spielen kamen erste Zweifel auf, ob Johann überhaupt in der Lage ist, den Sprung aus dem Nachwuchs in den Erwachsenenfußball zu vollziehen. Die harte Kritik in der Fachpresse ist da natürlich auch nicht hilfreich, hier muss man sich echt hinterfragen, ob man 19jährige Fußballer mit Schulnoten an die Wand nageln muss, oder ob man sagt, Noten erst, wenn unbedingt nötig, nach ein oder zwei Saisons auf einem hohen Niveau. Viele Spieler wären nach drei Fünfern in Folge an dem Druck zerbrochen.

    AP: Also werden die Fans noch länger Freude an Johann Vogel haben, der in seinen letzten beiden Spielen jeweils getroffen hat?

    PF: Ganz sicher kann ich einen Wintertransfer ausschließen. Johann wird mindestens diese Saison bei uns beenden.

    AP: Können Sie weitere Wintertransfers ausschließen?

    PF: Außer den Spielern, die wir schon seit Saisonbeginn auf die Transferliste gesetzt haben, ist nicht geplant, weitere zu verkaufen. Ausschließen kann man natürlich nichts. Auch auf der Zugangsseite ist nichts Konkretes geplant, aber so viel kann ich sagen: Die Portokasse ist noch so weit gefüllt, dass man zuschlagen kann, wenn sich Optionen eröffnen.

    AP: Gibt es denn Positionen, auf denen Sie suchen?

    PF: Es ist allseits bekannt, dass wir auf der Torwartposition nicht ganz zufrieden sind. Sollten sich hier Optionen auftun, kann man sicher in Gespräche eintreten.

    AP: Was sind Ihre Erwartungen an die Rückrunde?

    PF: Obwohl wir unsere Mannschaft stark verjüngt haben, 4 Spieler aus dem Nachwuchs eingebaut haben, standen wir keinen Spieltag auf einem Abstiegsplatz. Sämtliche Positionen sind bei uns doppelt besetzt, dass gibt Sicherheit. Daher hoffe ich, dass wir an die letzten beiden Spiele anknüpfen können, und den Klassenerhalt möglichst früh fix machen können. Diese und die nächste Saison sind ganz klar darauf ausgelegt, unsere Spieler so gut es geht zu entwickeln und jene herauszufiltern, auf deren Schultern man ein neues Mannschaftsgerüst aufbauen kann.

    AP: Und werden Sie persönlich öfter erreichbar sein? Ich denke, unsere Leserinnen und Leser würden sich freuen, weitere Einblicke in den Mulde FK zu bekommen.

    PF: Es ist zwar noch etwas hin bis Silvester, aber ja, ich werde es als Neujahrsvorsatz fassen, und mir regelmäßig Zeit für Sie und Ihre Kollegen nehmen. Und damit wünsche ich Ihren Leserinnen und Lesern besinnliche Feiertage und einen guten Rutsch ins Neue Jahr.