Jubiläums-Spiel am 29. Spieltag der NB 1 für Manager Peikert vor heimischer Kulisse in der Flárión Olbert Aréna gegen die Gäste von Metáv Sopron.
Dieses sportlich wichtige, wie brisante Duell, in dem es für die Mannschaft des Firencvárosi TC einzig und allein um eine Kehrtwende gehen konnte, markierte das 100. Pflichtspiel des amtierenden Managers seit seiner Rückkehr im November 2020.
Nachdem der Hauptverantwortliche sich weiterhin öffentlich ausschweigt (das letzte öffentliche Statement stammt vom 04.03.2023), warten Fradi, Presse und sonstige Vereinszugehörige geduldig auf das Ende des Peikertschen Schweigegelübdes.
Intern hingegen soll der Manager sehr viele Einzelgespräche geführt haben, nicht unüblich, nachdem die Köpfe bei Spielern und Fans nach 3 denkbar unglücklichen- wenn auch kämpferisch achtenswerten- Niederlagen am Stück auf Kniehöhe gehangen haben dürften.
Als traurigen Höhepunkt dieser Negativserie (nicht der ersten in dieser Saison) darf man getrost das Spiel am vergangenen Wochenende bei Pécsi Mecsek ansehen (1:3, Anm.d.Red.).
Dabei schien der Matchplan des FTC zunächst vollends aufzugehen:
Bereits nach 3 Minuten ging man- für die Gastgeber sicher völlig überraschend- mit der ersten Chance direkt mit 1:0 in Führung.
Selbst ein früher Platzverweis (12. Minute, gelb-rot für Sullivan) brachte das Team zunächst nicht aus dem Tritt, man hielt bärenstark gegen die Drittplatzierten das Spielgeschehen unter Kontrolle, mehr als eine halbe Stunde lang konnte sich Peikert fast schon auf die Schulter klopfen, er hatte seine Jungs hervorragend auf- und eingestellt.
Doch dann nahm das Unheil seinen Lauf.
Als wäre die Unterzahl nach 12 Minuten nicht schon Schwächung genug, verletzte sich die größte Nachwuchshoffnung des Vereins, Rippl-Rónai, in Minute 36 schwerwiegend und fiel nicht nur für das Spiel, sondern auch noch weitere 45 Tage komplett aus, fehlt dem Team in Training und in der wichtigen Saisonphase- eine ungerechte Bremse für seine sehnsuchtsvoll begeleitete Entwicklung.
In der Folge kippte das Spiel dann auch komplett, alles, was bis dahin gut lief für die Gäste, kehrte sich ins Gegenteil... am Ende stand nicht nur ein positionsfremder Wechsel, ein weiterer Platzverweis obendrein, sondern auch 3 infolge Dessen kassierte Gegentore und statt einem erhofften (und erarbeiteten) Dreier eine ernüchternde Pleite.
Erste Gerüchte um Peikerts Gemütszustand kursierten im Umfeld des FTC, blieben aber unkommentiert.
Somit wuchs die folgende Heimpartie gegen Metáv Sopron zu einer Art inoffiziellem "Schicksalsspiel" heran.
Der Druck, der im Traditionsclub von Hause aus schon immer recht nah am Siedepunkt schwebt, nahm fast greifbar zu, zumal mit Metáv auch noch ein Team in den IX. Bezirk Budapests kam, gegen das man sich seit Jahren äußerst schwer tat, es im günstigsten Fall stets nur denkbar knappe Siege gab, also echte Abnutzungskämpfe.
Auch in den bisherigen 2 Partien dieser Saison gab es nur ein 0:0 und ein 1:0 für den FTC- nichts für Fußballästheten.
Doch wider aller Negativläufe startete der FTC engagiert, motiviert, kämpferisch.
Schon nach 4 Minuten gar mit der klaren Chance, früh in Führung zu gehen und den Spielverlauf so günstig zu steuern... doch Leih-ST Boxall vergab den guten, finalen Pass von Flórián Albert kläglich- gegen den Ersatzkeeper der Gäste!
Dann passierte, was es- zum Leidwesen von Manager, Fradi und Mannschaft- in dieser Saison schon viel zu oft zu erleben gab:
Mit der ersten Chance der Gäste (13. Minute) stand es urplötzlich 0:1.... Soprons Stürmer spielt nicht nur Routinier Demko aus, er überwindet direkt im Anschluss auch noch den FTC-Schlussmann eiskalt.
Plötzlich war sie präsent- die Verunsicherung stand den Spielern ins Gesicht geschrieben... folglich direkt die nächste Chance für die Gäste... doch diesmal eine Prise Glück für die Gastgeber, der Ball streicht am Tor vorbei!
Wer weiß, wie das Spiel verlaufen wäre, hätte man hier das 0:2 kassiert- manch ein Team wäre daran wohl zerbrochen, vor allem nach den Ereignissen der vorangegangenen Wochen und dem allgemeinen Saisonverlauf bisher.
Aber der Firencvárosi TC ist unter Peikert eben keins dieser Teams.
Die Reaktion der Mannschaft folgte nur 2 Minuten später, mit ordentlich Wut im Bauch und Leidenschaft im Bein markiert Altsar Bessisson nach Vorlage von Leih-ZM Humphrey das fast schon erlösende 1:1- keine Chance diesemal für den Gästekeeper!
Entsprechend tosend und erleichtert der Jubel der zigtausend anwesenden Fradi- das Team ist zurück, hat sich nur kurz geschüttelt und sich offenbar seiner von Peikert immer wieder eingetrichterten Vereinsphilosophie besonnen:
"Szenvedély, Becsület, Testvériség!"
(Leidenschaft, Ehre, Brüderlichkeit)
Doch die alte Sicherheit ist zunächst nur scheinbar wieder voll da- bereits 3 Minuten nach dem Ausgleich die nächste dicke Chance der Gäste, doch offenbar sind genau die jetzt von der aufwallenden Hexenkessel-Atmosphäre überrascht und eingeschüchtert, die Möglichkeit versandet.
Davon noch einmal extra angestachelt und von Minute zu Minute mehr ans eigene Können glaubend, fängt sich der FTC nun endgültig. Diese Chance sollte die letzte der Gäste für das gesamte Spiel bleiben.
Fortan fighten die Hausherren sich fast schon in einen Rausch, erste Folge: das inbrünstig umjubelte 2:1 nach 36 Minuten (36. Minute? Da war doch was, vor genau einer Woche... ) durch Albert van Saun (Vorlage: Jósef Pézsa)!
Halbzeit. Spiel gedreht.
Nächster Nackenschlag aber schon kurz nach Wiederanpfiff: glatt Rot für ZM Humphrey- dem Vorlagengeber zum Ausgleich! Strittige Szene, der Schiedsrichter sah hier eine Notbremse, übersah aber offenbar, dass nur 2m weiter noch ein Abwehrspieler hätte eingreifen können! Harte Entscheidung, aber es hilft nichts. Tatsachenentscheidung steht.
Nun also in Unterzahl weiter..
Aber auch davon lassen sich die Spieler des FTC heute nicht mehr von ihrem Weg abbringen, im Gegenteil, "jetzt erst recht" ist die Devise.
Und so folgt in der 57. die nächste Großchance der Heimmannschaft- doch diesmal scheitert van Saun am erneut gut aufgelegten Ersatz-TW der Gäste!
Die anschließende Ecke wird nicht gefährlich, eine Minute später dann Freistoss für den FTC- den hebt Vereinslegende Albert zwar über die Mauer- aber auch übers Tor... schade!
Die Erlösung- und das 3. Tor- kommt aber schon in Minute 62. .
Nach herrlichem Zusammenspiel zwischen zunächst Torschütze Bessisson und dann Torschütze van Saun mit Albert knallt Letzterer gleichsam sehenswert und unhaltbar den Ball in die Maschen- 3:1!
Der Jubel kennt kaum noch Grenzen, zumal Albert endlich wieder einmal Grund hat, auf die "Ban Margi Ehrentribüne" zuzulaufen und die Arme zum Jubel auszubreiten, als wolle er alle Fradi im Block herzen- und die reagieren entsprechend!
5 Minuten später will es Albert dann einen Tick zu spektakulär machen- der Fallrückzieher-Versuch nach der Ecke von Bozsik wird in letzter Sekunde geblockt und geklärt- das hätte er einfacher machen müssen, sieht offenbar auch Peikert so, wenn man seine Gestik richtig deutet!
Aber Bozsik bekommt nochmal einen Versuch, einen Abnehmer für seine heute sehr gut getretenen Eckbälle zu finden:
Kurz vor dem Abpfiff- seit geraumer Zeit unablässige Fangesänge der heimischen Fradi für ihr Team, die durchs Stadion schallen- bringt die ungarsiche Legende einen letzten Standard ins Spiel und diesmal ist es der Torschütze zum zwischenzeitlichen 1:1, Bessisson, der seinen 2. Treffer am heutigen Tag schnörkellos per Kopf einnetzt- nochmal ein kleiner Denkzettel für Albert?
4:1- der Endstand!
Gleichbedeutend mit einem wichtigen Heimsieg im 100. Pflichtspiel des Managers, aber auch mit dem höchsten Sieg gegen Metáv Sopron seit dem 19. Spieltag der Saison 2015/2016 (19.12.2015), als man- ebenfalls zuhause- 3:0 gewann!
Dazu der 164. NB 1 - Heimsieg des Vereins (im 368. Heimspiel) und die Heimtore 600 bis 603 in der "ewigen Tabelle"- lediglich Pécsi übertrifft diese Marke.
Fakten, die Spieler, Manager und Fans in diesem Moment wohl herzlich egal sein dürften- nach 3 bitteren Pleiten in Serie (ausgenommen vielleicht das Spiel gegen Primus Elüre) endlich wieder ein Sieg. Die Erleichterung ist allerseits greifbar.
Nächste Station: Heladás.
Dazwischen das internationale Fun-Turnier-Achtelfinale im "Coppa di Sant'Alessandro", gegen niemand Geringeren, als Titelverteidiger Elüre.
Und vielleicht findet der Manager ja auch zeitnah seine Worte wieder und stellt sich der Presse- Zeit wäre es.