Vereinsnews - Dagblad

BVV Oss

Rückblick auf die Saison 2023/2024

Seit dem Abstieg 2014/2015 aus der 2tem Liga dümpelte der Verein in der 3ten Liga rum. In all den Jahren konnte nie ein Platz über Platz 7 erreicht werden. Seit dem kamen und gingen diverse Manager, die meist nur eine kurze Zeit blieben, bis auf zwei Ausnahmen, die jeweils für ein Jahr blieben. Am 01.10.2023 stand dann plötzlich Herr Reimann im Vereinshaus und bewarb sich um den Managerposten. Herr Reimann wurde verpflichtet, obwohl er auf dem Papier ein unbeschriebenes Blatt war. Würde Herr Reimann mehr als 30 Tage bleiben?

Herr Reimann, warum haben sie sich für den BVV Oss entschieden?

Bevor ich mich für Oss entschieden habe, habe ich mich einige Tage in diversen Ländern bei anderen Vereinen umgesehen. Ich habe mich dann für Oss entschieden, da ich hier gewisses Potential erkannt habe, das andere Manager offensichtlich nicht gesehen haben. Ok, wer will schon 3te Liga und bei einem Verein agieren, der auf der Weltbühne gänzlich unbekannt ist. Ich will das.

Welches Potential habe sie den gesehen?

Als ich am 01.10.2023 die Mannschaft übernommen habe, lag das Team auf Platz 7 mit 4 Punkten Rückstand auf Platz 3. Aber ein Diamant verbarg sich im Team. Die Spielerlegende Blanco Bravo. Mir war sofort klar, das dieser Spieler der Schlüssel zum Erfolg sein kann. Deshalb wurde auch sofort nach Übernahme des Teams der Spieler verkauft. Ich habe damals diverse Schreiben bekommen, das ich den Spieler nicht verkaufen sollte und das ich so eine Aktion nicht so überstürzt durchführen soll. Aber ich hatte einen Plan. Schließlich konnte der Spieler für 6 Millionen verkauft werden. Die Topvereine werden über einen solchen Betrag bestimmt nur lächeln, aber für eine Drittligamannschaft ist das ein verdammt dickes Brett.

Die Vereinsführung hat sich sicherlich über diesen Geldregen gefreut, oder?

Sicher, aber die Freude dauert nicht lange an. Von dem Geld wurden teilweise Ablösen für Rotdaumen und Amateurspieler bezahlt, um die Mannschaftstärke zu reduzieren. Außerdem musste dringend am Stadion was geändert werden. Die Visionen der Vorgängermanager haben sich mir nicht erschlossen. Während 7600 Stehplätze immer nur zu 10 Prozent ausgebucht waren, waren die 1600 Sitzplätze fast immer ausverkauft. Hier war dringend ein Ausbau notwendig, um mehr Zuschauer und somit mehr Einnahmen zu gewinnen. Es wird sicher viele Jahre dauern, um die Investitionen von mehreren Millionen wieder einzunehmen, aber seit dem sind die Zuschauereinnahmen und auf die Zahl der Vereinsanhänger gestiegen. Ein bis zwei Millionen blieben dann noch übrig um die Mannschaft umzustellen und zu verstärken.

Es ist auffällig, dass seit ihrem Vereinsbeitritt sehr viele Abgänge und Neuzugänge erfolgt sind. Verliert die Mannschaft dabei nicht an ihrer Identität?

Leider wurde offensichtlich die Nachwuchs- und Jugendspielerförderung im Verein in den letzten Jahren sehr vernachlässigt. Und ein unbegrenzter Zugriff auf niederländische Spieler war in der Transferliste leider nicht gegeben. Deshalb mussten sehr viele ausländische Spieler verpflichtet werden. Die Anzahl der niederländischen Spieler muss vorerst zweitrangig sein. Eine Stärkung des Teams ist vorerst vorrangig. Zukünftig soll dann wieder mehr augenmerk auf die Herkunft des Spielers gelegt werden.

Offensichtlich hatte sie ein glückliches Händchen bei den Neuverpflichtungen.

In der Tat. Alle Neuzugänge haben sich sofort in das Team integriert und es bestand immer ein großer Teamgeist. Einer für Alle, Alle für Einen wurde hier tatsächlich gelebt. Die Mannschaft spielte weit über ihren tatsächlichen Möglichkeiten und erzielte einen Erfolg nach dem anderen. Dies reichte bis hoch auf einen Aufstiegsplatz, den wir auch einige Wochen halten konnten. Dort oben waren aber natürlich vier starke Mannschaften, denen wir nach dieser kurzen Zeit des Umbruches noch nicht gewachsen waren. Ein Aufstieg in dieser Saison war auch nie mein Ziel. Dazu waren zu viele Baustellen im Verein zu meistern.

Von vielen wurde der Mannschaft aber zeitweise ein Aufstieg zugetraut.

Zeitweise sah es auch für außenstehende danach aus, dass der Aufstieg unser Ziel ist. Aber fragen sie sich doch mal, was würde ein Aufstieg für uns bedeuten? Wir wären eines der schwächsten Teams in der 2ten Liga und wir würden sicher wenig Erfolge feiern können. Die Entwicklung zu einer Fahrstuhlmannschaft wäre die Gefahr. Wir wollen uns ein weiteres Jahr Zeit nehmen und das Team tatsächlich zweitligatauglich machen.

Also ist in der nächsten Saison das Ziel der Aufstieg?

Ich will das mal vorsichtiger formulieren. Das Ziel ist, nächste Saison um den Aufstieg mitzuspielen. Man darf nicht vergessen, dass da als Absteiger ein paar ganz harte Brocken zu uns absteigen können. Und auch bei uns in der 3ten Liga wird der Konkurrenzkampf nicht einfacher. Auch Graafschap wird eine wichtige Rollen bei den Aufstiegsplätzen mit einnehme.

Es ist auffällig, dass sie in der letzten Zeit noch einmal sehr aktiv auf dem Transfermarkt waren.

Wir haben im Prinzip drei heiße Phasen gehabt. Die ersten Umstellungen erfolgten direkt nach der Vereinsübernahme. Dann standen wir auf einem Aufstiegsplatz. Da wurden noch einmal alle Gelder im Verein zusammengekratzt und sogar Schulden gemacht, um das Team noch einmal zu verstärken. Dies erfolgte kurz bevor die Spiele gegen die drei Topteams anstanden. In den Spielen gegen Amsterdam, Haarlem und Eindhoven hatten wir uns 5 Punkte erhofft. Leider wurden alle drei Spiele verloren, aber mit 5 Punkten würde die Situation an der Spitze noch immer etwas anders aussehen.

Der Verein hat sich verschuldet obwohl der Aufstieg eigentlich nicht das Ziel war?

Ja, das war eine Entscheidung des kompletten Vorstandes. Jedoch wurden die Schulden nicht ins Blaue hinein gemacht. Zu diesem Zeitpunkt wurden schon Verhandlungen mit anderen Vereinen über weitere Verkäufe geführt, die als Gegenfinanzierung die Schulden abgesichert haben. An dieser Stelle möchte ich mich beim NCL Waalwijk und im ganz besonderen beim NAK Breda bedanken. Beide Vereine haben uns sogenannte Graupen abgenommen und es konnten mit beiden Vereinen auch gute Transfervereinbarungen getroffen werden. Gerade mit Paul Braun vom NAK Breda steht von Anfang an ein sehr enges Freundschaftsverhältnis, und wir hoffen, das wir uns vielleicht eines Tages mal bei Breda für die viele Hilfe revanchieren können.

Sie haben von drei Phasen bei den Transfertätigkeiten gesprochen.

Die dritte Phase läuft gerade und wird in wenigen Tagen abgeschlossen sein. Wir konnten drei weitere Spieler verkaufen, die für unsere zukünftigen Pläne keine Rolle spielen. Zusätzlich konnten zwei Spieler verkauft werden. Hierdurch konnten noch einmal 6,5 Millionen erzielt werden. Damit ist die Finanzierung der kompletten nächsten Saison gesichert, und es besteht wieder Luft, um noch kleine Umbauten am Stadion durchzuführen. Auch für eine weitere Verstärkung der Mannschaft steht jetzt wieder Geld zur Verfügung. Wir können sie Saison also nicht nur mit vieler erlebten Erfolgen abschließen, sondern wir können auch sorgenfrei in die Zukunft schauen.

Da kann man nur sagen, da hat der Verein mit ihrer Verpflichtung offensichtlich den Jackpot geknackt. Nach all diesen Erfolgen werden doch bestimmt Anfragen anderer Vereine bei ihnen auf dem Schreibtisch liegen. Bleiben sie Oss treu?

Da kann ich definitiv sagen, JA. Ich hatte Anfragen vom FFC Hardenberg und von DNK Delft. Zwei wirklich interessante Mannschaften. Aber ich habe hier etwas angefangen, was ich auch zu Ende führen will. Ich fühle mich sehr wohl in Oss und bin schon in der Planung für die nächste Saison. So laufen z.B. bereits erste Gespräche über mögliche Leihspieler.

Vielen Dank Herr Reimann für das ausführliche Gespräch.