Turbulente Tage liegen hinter den Athleten aus Mertzig. Trainer-Suspendierung, Niederlage beim Rekordmeister, Trainer-Rückkehr und Pokal-Sieg - das alles innerhalb von nur gut einer Woche musste der Verein verkraften. Der Mertziger Merkur hatte die Gelegenheit, exklusiv mit dem Verursacher dieser Achterbahnfahrt zu sprechen.
Merkur: Vielen Dank für das Interview, Herr Nowack. Wir hoffen, Sie haben Verständnis dafür, dass wir noch vor dem Sportlichen auf das zu sprechen kommen, was sich abseits des Platzes getan hat?
Nowack: Natürlich habe ich Verständnis dafür, so etwas erlebt man ja auch nicht alle Tage.
Merkur: Vor zwei Wochen waren Sie von heute auf morgen nicht mehr Trainer in Mertzig. Grund dafür war eine Suspendierung durch die AOFA, welche auch Ihren Trainerkollegen Thom in Rumelange ereilt hat. Bitte erzählen Sie uns doch einmal, wie es dazu kommen konnte.
Nowack: Nun ja, eigentlich ist es gar nicht so kompliziert und beruhte tatsächlich - entschuldigen Sie bitte den saloppen Ausdruck - auf eigener Blödheit. Wir hatten in Mertzig nach der Verpflichtung von ZM Jordi Batran (31), 4.4 als Backup für die Stammspieler die Einkäufe für die Saison abgeschlossen. Der Kader war mir jedoch ein wenig zu aufgebläht, immerhin rennen momentan 29 Spieler bei uns über den Trainingsplatz. Gleichzeitig hatte ich von meinem Kollegen Thom, mit dem ich seit gemeinsamen Amateurzeiten in Deutschland befreundet bin, erfahren, dass dieser noch einen zentralen Mittelfeldspieler sucht. Da wir ja alle wissen, wie der Markt bei ZM's aussieht, hatte ich Thom ans Herz gelegt, sich mal unseren ZM Geert van Nes (27), 6.1 anzuschauen. Thom war begeistert und teilte mir mit, dass er den Jungen sehr interessant findet. Für einen Kauf war jedoch kein Geld da. Wir haben uns dann auf eine Leihe grundsätzlich geeinigt. Um die Konditionen auszuhandeln, haben wir uns in Niederkorn in einem kleinen Hotel getroffen. Was wir nicht wussten, waren zwei Dinge: zum einen, dass alle Wechsel erst ganz förmlich bei der AOFA angemeldet werden müssen, ehe man die Verträge unterschreibt und zum anderen, dass die AOFA ihre Beobachter wirklich überall hat. So wurden wir in der Lobby von einem Herrn Hysikainen aus Finnland angesprochen, der sich als AOFA - Offizieller ausgab und wissen wollte, was wir hier treiben. Nun ja, was soll ich sagen, die Verträge lagen ja auf dem Tisch.
Merkur: Und was geschah dann?
Nowack:Wir haben dem Herrn zu erklären versucht, dass wir nur unsere Vertragsformulare ausbessern wollten. Wie sehr der Herr uns glaubte, war eigentlich auch zu erwarten. Nun ja, die Sache wurde sofort der AOFA gemeldet und noch in der gleichen Nacht erhielten wir die Nachricht, dass wir ab sofort nicht mehr zu unseren Teams dürfen. Das war natürlich für uns ein Riesenschock, zumal wir ja mitten in der Spielvorbereitung waren.
Merkur: Das stimmt, es standen wichtige Spiele an.
Nowack: In der Tat. Wir hatten uns gegen ein schwächelndes Mondercange schon eine kleine Chance ausgerechnet. Und für Rumelange ging es ja bei Berdorf/Consdorf schon um richtig viel.
Merkur: Nun waren Sie wie vom Erdboden verschluckt. Was haben Sie eigentlich in den Tagen gemacht?
Nowack: Ich habe mich an einen ruhigen Ort zurückgezogen und stand in ständigem Kontakt zur AOFA. Ich wollte einen schnellen Anhörungstermin erreichen, damit wir diese Sache aus der Welt räumen können und ich wieder zu meinem Team darf.
Merkur: Das hat ja nun etwas gedauert. Was haben Sie während des Mondercange - Spiels gemacht?
Nowack: Ich habe versucht, mit der Familie abzuschalten. Dass das nur so lala gelang, können Sie sich sicher vorstellen.
Merkur: Wann gab es denn dann die Anhörung bei der AOFA?
Nowack: Leider erst am Montag, aber die haben ja auch andere Sachen zu tun.
Merkur: Nun sind Sie ja wieder da. Wie hat denn die AOFA abschließend entschieden?
Nowack: Sowohl Thom als auch ich sind zu 25.000 ? Geldstrafe und einer einmonatigen Regelschulung verdonnert worden. Die erste Hälfte können wir im Winter absitzen, die zweite Hälfte dann in der Sommerpause.
Merkur: Ein hartes Urteil, aber immerhin dürfen Sie wieder arbeiten.
Nowack: Richtig, das war mir aber auch das Wichtigste. Immerhin trage ich hier die Verantwortung für viele Mertziger, aber auch für vier Leihspieler.
Merkur: Wie hat die Mannschaft auf den ganzen Trubel reagiert?
Nowack: Nun ja, begeistert waren die Jungs nicht, das kann ich auch verstehen. Die Motivation des Teams hat schon arg gelitten, nachdem wir durch den gelungenen Saisonauftakt und einige Vertragsverlängerungen schon fast in Partystimmung waren. Was mich am meisten schockiert hat, war jedoch der konditionelle Einbruch. Wie das in vier Tagen passieren kann, verstehe ich überhaupt nicht. Die müssen ja jeden Abend einen saufen gewesen sein.
Merkur: Das hat man auch beim 0:2 in Mondercange gesehen.
Nowack: Nun, da werden Sie dann doch zu hart. Die Mannschaft hat sich ordentlich verkauft und in Mondercange kann man auch mal verlieren. Da müssen wir ganz andere Nüsse knacken. Für Rumelange war es ja viel schlimmer mit ihrem 0:1. Ich dachte erst, das liegt an der Abwesenheit meines Kollegen, aber da hat uns das vergangene Wochenende ja schmerzlich eines besseren belehrt.
Merkur: Richtig. Rumelange ist draußen, während Sie das Achtelfinale bejubeln konnten.
Nowack: Bejubeln ist was anderes. Da haben wir uns ganz schön über die Ziellinie gequält. Aber egal, im Pokal zählt nur gewinnen. Außerdem konnten LIB Ben Ritter (17), 3.9 mit seinem Debüt, MD Michel Pierret (18), 3.0 mit dem ersten Mal über 90 Minuten und LM RM Patrick Fonck (24), 4.0 mit seinem ersten Tor wichtige Erfahrungen sammeln. Da sind jetzt einige Einstandskästen fällig.
Merkur: Sie blicken schon leicht in die Zukunft. Wie geht es jetzt weiter?
Nowack: Wichtig ist jetzt erstmal, Ruhe in die Mannschaft zu bringen und die Jungs wieder auf das Niveau von vor zwei Wochen zu holen. Wir haben uns dazu entschieden, nach dem Spiel in Wien am Donnerstag für eine Woche in die Anden zu fliegen. Da können wir schön rennen und sind nicht so im Fokus. Wenn wir dann wieder da sind, geht es ja schließlich auch schon wieder gegen Beggen weiter. Die sind auch keine Laufkundschaft.
Merkur: Wird es noch Veränderungen im Kader geben? Sie sprachen ja davon, dass Ihnen 29 Spieler eigentlich zu viele sind.
Nowack: Ja, ein wenig wird sich wohl noch bewegen. Wir werden in den Anden mit jedem Spieler in Ruhe mal reden und dann nach unserer Rückkehr etwaige Transfervorstellungen veröffentlichen.
Merkur: Dann wünschen wir Ihnen viel Spaß in Südamerika und danken für das Gespräch!
Nowack: Vielen Dank, ob das so spaßig für die Spieler wird, das werden wir sehen. Jedenfalls ist nach diesem ganzen Olympia - Quark wieder Zeit, um sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Wir sehen uns!