Belgien - Kampf um die Jupiler League: Im Interview mit Maik Buschhaus

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Es sind bislang vierzehn Spieltage in der Jupiler League vergangen und der Kampf gegen die Abstiegsplätze noch lange nicht ausgefochten. Sicherlich ist der SK Zulte Waregem mit einer mageren, sieglosen Ausbeute von 5 Punkten derzeit als Tabellenschlusslicht angesiedelt, aber nicht nur ein Sieg am 16.Dezember gegen den aktuellen Tabellennachbarn Stendard Liège (9 Punkte) könnte bereits den Anschluss bedeuten. Doch auch Stendard könnte noch an diesem Spieltag mit einem Erfolg beim, auf dem zwölften Platz stehenden, KFV Verbroed. Geel (16 Punkte) sich selber in Schlagdistanz begeben und den Kontrahenten aus Geel wichtige Punkte um den Klassenerhalt vorenthalten. Mit Team de Liège (10 Punkte) steht ein Verein zur Zeit auf dem sechzehnten Rang, welches das vermeintlich nächste "6-Punkte-Spiel" am übernächsten Spieltag gegen den KMKA Deinze auszutragen hat. Deinze befindet sich derzeit mit 13 Zählern passenderweise auf Platz 13. Darunter komplettieren sowohl Royal Chaleroi SK als auch KKA Ronse mit je 12 Punkten die Ränge direkt über den direkten Abstiegsplätzen. Beide Teams müssen dabei zum Abschluss der Rückrunde noch ausschließlich gegen Teams aus der oberen Tabellenhälfte ran.


In der Tweede Klasse dagegen scheint KAA Gint ohne bisherigen Punktverlust bereits allen davon geeilt zu sein. Dahinter auf den Aufstiegsrängen platzieren sich derzeit, je mit 30 Punkten auf dem Konto, der RWD Mulenbeek und der Sont Truidense VV. Während Mulenbeek in den verbliebenen Spiele der Rückrunde allein gegen Teams aus der unteren Tabellenhälfte spielen wird, so darf Truidense am vorletzten Spieltag der Hinserie noch einmal versuchen dem Spitzenreiter die ersten Punkte der Saison vorzuenthalten. Doch auch auf den Rängen 3 bis 6 positionieren sich bereits drei weitere Teams in relativer Schlagdistanz: RCS Vosétois (28 Punkte), KFV Lommelse KA (26 Punkte) und KSK Ingelmunster (25 Punkte).


Mit einem Manager aus der belgischen zweiten Klasse durfte sich die Reaktion des bolzer diese Woche treffen. Maik Buschhaus ist der sportliche Leiter des Sont Truidense VV.



Hallo Maik, es ist mir eine große Freude ein echtes Urgestein unter den AO-Managern sprechen zu dürfen. 2005 war deine erste Station im Profifussball bei Hiracles Almelo, ehe du elf Jahre lang beim HFV Haarlem unter Vertrag standes, welchen du von einem kriselnden Zweitligisten in ein paar Saisons zu einem bedeutenden Mitglied der niederländischen Eredivisie führen konntest. Mit der Vizemeisterschaft 2016 und der nationalen Finalteilnahme 2010.
2020 gelang dann der Vereinsführung des Sont Truidense VV ein Coup als sie dich nach einer dreijährigen Pause zu einer Rückkehr in den Profifussball und damit als neuen sportlichen Verantwortlichen präsentieren konnte.
Wie schaust du selber auf diese lange Zeit bei diesem Onlinemanager zurück?


Ehrlich gesagt, kommt mir das garnicht so lang vor. Ich denke, dass wird hier vielen so gehen, dass einen das erst etwas gruselt, wenn man sich kurz bewusstmacht, über wie viele Jahre des Lebens man dann doch irgendwie spricht. AO oder früher FMO waren immer ein netter Zeitvertreib, der natürlich auch den inneren sportlichen Ehrgeiz weckt. Es ist ein Spiel, dass vor allem durch die Community lebt. Der Austausch mit anderen Manager und das Thema, dass Außenstehende nur den Kopf schütteln, wenn sie hören, was man da so macht, sind auch irgendwie der Reiz des Ganzen. Ich denke der Großteil der Community stammt aus einer gewissen Zeit und teilt damit auch gewisse Werte, sonst würde man sich nicht auf dieser Plattform deutschlandweit finden. Das stellt wohl auch zeitgleich die große Herausforderung dar. Einerseits das Festhalten an seinen Jugenderinnerungen und gleichzeitig die Transformation in die aktuelle Zeit. Ich freue mich daher, dass es das Spiel noch gibt und noch gab, als ich den Weg zurückgefunden habe.



Wie bereits berichtet hast du nach einer langen Zeit in den Niederlanden dich bei deiner Rückkehr für Belgien entschieden und dort in Sint Truiden einen Zweitligisten übernommen. Wie kam es zu dieser Entscheidung und wie siehst du die Entwicklung des Vereins?


Aus privaten Gründen musste ich meine Managerkarriere damals leider auf Eis legen. Ich war beruflich stark eingebunden und 2x Papa zu werden ist und war auch eine schöne Erfahrung. Da war leider kein Platz mehr für AO. Mittlerweile lief und läuft alles in geregelten Bahnen, sodass ich mir vorstellen konnte, wieder einzusteigen. Tatsächlich war es dann die aktive Community und einige mir noch bekannte Namen, die mich nach Belgien verschlagen haben. Ich musste schon etwas schmunzeln, als ich gesehen habe, dass nach wie vor einige dieser "Legenden" aktiv sind. Sont Truidense kannte ich auch aus dem RL und es hieß, dass die Voraussetzungen wohl recht solide sind. Die Entscheidung wurde demnach recht schnell getroffen. Im Nachhinein denkt man natürlich schon darüber nach, hätte man nicht wieder nach Holland gehen sollen, oder in ein Land mit einer stärkeren Liga, ich denke aber das wird allen Aktiven so gehen. Ich bin ganz zufrieden, so wie es ist. Tatsächlich war der Widereinstieg schwieriger als erwartet. Das ?neue? AAW-System zum Beispiel gab es damals noch nicht (oder ich hatte es vergessen). Ich habe also schon etwas 1 Jahr benötigt, um mich wieder reinzufuchsen. Mittlerweile würde ich aber sagen, ich bin soweit, dass ich das Grundprinzip verstanden habe.



Zwar musste man im letzten Pflichtspiel leider eine Niederlagen gegen den direkten Verfolger hinnehmen. Dennoch steht der Verein auf einem Aufstiegsplatz und liegt dabei auch punktegleich mit dem Zweitplatzierten. Ist der Aufstieg einen feste Zielsetzung in dieser Saison? Und wie würdest du generell die Situation in der Spitzengruppe der Tweede Klasse bewerten?


Ich habe den gesamten Verein umgebaut und hatte dabei das Glück, durch den Verkauf eines entdeckten Exoten ein wirklich gutes Startkapital zur Verfügung zu haben. Nach einer Saison, in der es nur um die Entwicklung ging, konnte ich mich vor der Saison mit einigen für die Verhältnisse der Tweeden, starken Spielern verpflichten. Leider ist das Team noch nicht ausgeglichen genug um in jedes Spiel als Favorit zu gehen, tatsächlich ist es eher überraschend, dass ich mich aktuell so weit oben in der Tabelle befinde. Die Zielsetzung war es in die Top 5 zu kommen, wenn es zu mehr reichen sollte, nehme ich das gerne mit. Intern wird schon mit Aufstieg geliebäugelt und spätestens nächste Saison wird es das klare Ziel sein. In der Tweeden sind einige langjährige Manager vertreten, es sind einige in der Lage etwas zu entwickeln, dazu sind die Absteiger regelmäßig die Aufstiegsfavoriten, es ist nicht so leicht, sich da durchzusetzen. Leider sind auch einige Vereine in der Tweeden schon länger ohne Manager, diese allerdings überwiegend in den niedrigeren Tabellenregionen.



Mats Armin kam zu Saisonbeginn und gilt als Topverpflichtung. Der schwedische Torjäger führt derzeit mit 8 Toren die Torschützenliste an und hat damit ein drittel der Tore deines Teams erzielt. Wie wichtig ist dieser Zielspieler für deine Mannschaft und deren Spielweise.


Da sprichst du etwas mein aktuelles ?Problem? an. Einen Spieler wie Mats kann ich nicht ersetzen, sein Fehlen war sicher auch einer der Gründe, weshalb es im letzten Spiel nicht für Punkte gereicht hat. Mit Eden Hazard ist es uns gelungen einen weiteren Spieler für die Saisonziele kurzfristig zu leihen. Jeder dieser starken Spieler kann den Unterschied in der engen Liga ausmachen.



Belgien steht in der 5-Jahres-Wertung auf Rang 11 und steht mit der Jupiler League hinsichtlich der DS15 in der Liste der Ligen auf Platz 10. Wie siehst du Belgien derzeit in sportlicher Hinsicht? Und wie würdest du selber die Attraktivität des Landes bewerten?


Belgien ist davon geprägt, dass es sehr viele langjährige Manager gibt. Ein Verein thront dabei seit Jahren an der Spitze und wird dort wohl auch absehbare Zeit nicht anfangen zu wackeln. Nach den Unruhen in Belgien hat sich mittlerweile einiges gefunden und wir haben auch durch die Managerwechsel starke Manager dazubekommen, die ebenso die Community erweitern. Ich hoffe, dass die Zeit der Skandale in Belgien vorbei ist und dass sich weiter über alle Kanäle gegenseitig zu Höchstleistungen angespornt wird. Es wäre schön, wenn es zukünftig neben unserem Primus weitere Vereine schaffen auch international Ausrufezeichen zu setzen. Mein Blick aus der Tweeden ist allerdings ein anderer, daher fällt es mir schwer das Einzuschätzen. Es wird sicher Manager geben, die die Situation, dass es fast unmöglich ist, einen nationalen Titel zu holen als demotivierend empfinden, andererseits hoffe ich, dass genau das für andere ein Ansporn sein kann.



Danke dir sehr für deine Zeit und die Eindrücke. Viel Erfolg in der verbleibenden Saison und viel Freude bei AO.


Vielen Dank für die Interviewanfrage und allen eine gute Zeit!
Danke und Gruß aus Sint Truiden
Maik

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